Das WZGE trauert um Dr. Eberhard von Koerber

Als einer der Gründer hat er unser Zentrum in der Lutherstadt Wittenberg mit ins Leben gerufen. Über 20 Jahre hat er die Arbeit als Vize-Präsident des Vereins und stellv. Vorsitzender des Stiftungsrats wesentlich geprägt.

Am 11. Juni 1938 in Stade geboren, studierte Eberhard von Koerber Rechtswissenschaften und Volkswirtschafslehre in Heidelberg, Lausanne und Göttingen, 1967 wurde er an der Freien Universität Berlin zum Dr. jur. promoviert. Nach dem Berufseinstieg bei der Glanzstoff AG wechselte er 1972 zur BMW AG als Assistent des Vorstandsvorsitzenden Eberhard von Kuenheim. Nach leitenden Funktionen in der Finanzplanung und in Nordamerika übernahm er 1977 die Leitung von BMW Südafrika, wo er in Rosslyn das erste Auslandswerk des Konzerns aufbaute. 1984 wurde er in den Vorstand berufen und führte das Ressort Marketing und Vertrieb. 1986 wechselte er zur Brown Boveri & Cie., war von 1988 bis 1994 Vorsitzender des Vorstands der deutschen Asea Brown Boveri AG (ABB) in Mannheim und zugleich Vizepräsident in der weltweiten Konzernleitung von ABB in Zürich, wo er bis 1998 die Aktivitäten in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika verantwortete.

Bis zu seinem Tod führte er als Präsident des Verwaltungsrates die Eberhard von Koerber AG in Zürich, eine internationale Investment-, Vermögens- und Unternehmensberatungsgesellschaft.
Er war Mitglied zahlreicher Aufsichts- und Beratungsgremien, darunter der Allianz Leben, Dresdner Bank, Hapag Lloyd, Körber AG sowie der Wilhelm Werhahn Gruppe. Zugleich war er ehrenamtlich in Verbänden tätig, u.a. als Vize-Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI).

Eberhard von Koerber war überzeugter protestantischer Christ mit ökumenischer Grundeinstellung. Über viele Jahre engagierte er sich für gesellschaftspolitische, soziale und kulturelle Anliegen, so im Club of Rome, in dem er seit 2000 Vizepräsident und zwischen 2007 und 2012 einer der beiden Co-Präsidenten war. Von 2003 bis 2006 war er Vorsitzender der World Scout Foundation, er war Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung Berliner Philharmoniker, des Kuratoriums der Stiftung Herbert von Karajan Osterfestspiele Salzburg und des Stiftungsrats der F.C. Flick Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz. Bis zuletzt war er auch als Botschafter der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft tätig.

Das Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik (WGZE) dankt Dr. Eberhard von Koerber für sein jahrzehntelanges persönliches Engagement: Als einer der Gründungsväter hat er 1998 zusammen mit Hans-Dietrich Genscher, Andrew Young und weiteren Persönlichkeiten das WZGE als internationale, unabhängige, überparteiliche und überkonfessionelle Initiative in der Lutherstadt ins Leben gerufen und die große Vision des Zentrums schrittweise und konsequent konkretisiert. Bei der strategischen Ausrichtung, den operativen Projekten und der Gremienarbeit hat er in all den Jahren hohen persönlichen Einsatz gezeigt, dabei auch sein bedeutendes Netzwerk und substanzielle Finanzmittel eingebracht u.a. mit einer Zustiftung bei der Stiftungsgründung 2008.

Es war Eberhard von Koerber ein zentrales Anliegen, das Bewusstsein für verantwortliches Handeln in der Wirtschaft zu stärken und Prinzipien guter Führung an Nachwuchs- und Führungskräfte zu vermitteln. Er war zutiefst davon überzeugt, dass nur eine ethisch fundierte Wirtschaft langfristig erfolgreich sein, die Herausforderungen der Globalisierung meistern und so zum Wohle aller Menschen beitragen kann. Diese Botschaften zu vermitteln und umzusetzen war für ihn die Kernaufgabe des WZGE. So hat er Ansatz, Ausrichtung und Arbeit unseres Zentrums maßgeblich mitbestimmt.

Angesichts neuer Herausforderungen durch politische, ökonomische und gesellschaftliche Umwälzungen scheint unsere Arbeit an ethischer Orientierung in der Wirtschaft dringlicher denn je. Dr. Eberhard von Koerber hat uns hierzu viele wertvolle Gedanken und Ideen mit auf den Weg gegeben. Sie werden in unserer Arbeit fortwirken. Er wird uns unvergessen bleiben.