WZGE-Dialog 2022: Notfalls mit Härte für den Frieden eintreten

Mit Impulsen von Katarina Barley, Karl Homann, Wolfgang Huber und Bodo Rodestock hat das WZGE eine ethische Kursbestimmung im Krieg vorgenommen. Und: Die WZGE-Gremien erfahren weitere Verstärkung.

Konflikte, Krisen, Krieg: Scheitern unsere Werte an der Wirklichkeit? Unter dieser Leitfrage hatte das WZGE am 17. Juni seine Mitglieder und Partner*innen in die Landesvertretung Sachsen-Anhalt in Berlin eingeladen.

Bereits am Vorabend reflektierte Prof. Karl Homann als Spiritus rector des Zentrums die aktuelle Situation aus ordnungsethischer Perspektive. Die Kernbotschaft seines Vortrags „Kooperation oder Konflikt – das Problem der sozialen Ordnung“: Der Gegensatz ist falsch – Kooperation braucht stets glaubwürdige Konfliktbereitschaft. Ohne diese Konfliktbereitschaft des Westens fühle sich der Trittbrettfahrer Putin ermutigt, seine Defektionsstrategie fortzusetzen. Dennoch sei Konfliktbereitschaft kein Selbstzweck. Sie diene vielmehr dazu, andere in der Kooperation zu halten und vom Trittbrettfahren abzuhalten.

Diese Argumentationslinie unterstütze Prof. Wolfgang Huber, Mitglied im WZGE-Kuratorium, am Folgetag in seinem Eröffnungsimpuls „Zeitenwende für die Friedensethik?“ aus theologischer Perspektive. Das politische Handeln Deutschlands sollte erkennbar dadurch geprägt sein, dass nicht nur das eigene Sicherheitsinteresse, sondern auch das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine gegen den Angriffskrieg Russlands ernst genommen wird. Gleichzeitig müsse die Arbeit für eine gewaltfreie Welt fortgesetzt werden.

Mit Katarina Barley, Vize-Präsidentin des Europäischen Parlaments, sprach Dr. Martin von Broock, Vorstandsvorsitzender am WZGE, zum Thema „Europäische Werte im Stresstest“. Sie hob die europäische Zusammenarbeit in der Krise hervor, sprach aber auch offen die zunehmenden sozialen Spannungen und demokratiefeindlichen Tendenzen innerhalb Europas an. Umso wichtiger sei daher gerade jetzt ein entschiedenes Eintreten für europäische Werte.

Bodo Rodestock, Vorstand der VNG AG und Mitglied im WZGE-Kuratorium, gab in seinem Impuls Einblicke in die „Verantwortung im Energiedilemma“ aus Unternehmensperspektive. Dabei zeigte er entlang der Faktenlage die schwierigen Abwägungen zwischen langfristigem Klimaschutz und kurzfristiger Versorgungssicherheit auf. Zugleich legte er nachvollziehbar dar, wie Entscheider*innen der Industrie diesen Dilemmata mit einer klaren Haltung begegnen.

Im Zuge der angeschlossenen Gremiensitzung, wurden planmäßig die Spitzen der Aufsichtsgremien von Verein und Stiftung neu gewählt: Hans-Joachim Herrmann (Stadtwerke Wittenberg GmbH) ist neuer Präsident des Vereins. Astrid Messmer (Deutschen Lufthansa AG) und Thorsten Pinkepank (BASF SE) wurden als Stellvertreter gewählt. Eckhard Naumann, vorheriger Präsident des Vereins und ehemaliger Oberbürgermeister der Lutherstadt Wittenberg, übernimmt den Vorsitz des Stiftungsrats. Zum Stellvertreter wurde Dr. Stephan Muschick (E.ON Stiftung) berufen. Prof. Karl Homann, vorheriger Stiftungsratsvorsitzender, und Dietmar Kokott, ehemaliger Vize-Präsident und stellvertretener Stiftungsratsvorsitzender, wechseln ins Kuratorium.

Fazit des WZGE-Dialogs 2022: Die Ideen der Gründer des Zentrums (siehe Podcast mit Andrew Young) und der daraus entwickelte Ansatz sind aktueller denn je. Das spiegeln die Rückmeldungen zu den Debatten wider. Und die Tatsache, dass der Kreis renommierter und engagierter Unterstützer*innen wächst.