Blockchain: Ethische Chancen und Risiken

Prof. Claus Dierksmeier diskutierte mit DoktorandInnen des Kollegs „Ethik und gute Unternehmensführung“ über wirtschaftsethische Fragen von Blockchain Anwendungen.

Prof. Dierksmeier vom Lehrstuhl für Globalisierungsethik der Eberhard Karls Universität Tübingen besuchte für einen Jour Fixe das Doktorandenkolleg „Ethik und gute Unternehmensführung“. In seinem Vortrag „Blockchain & Business Ethics“ warf er einen moralphilosophischen Blick auf Anwendungsbereiche von Blockchains jenseits von Kryptowährungen, angefangen von dezentralen Oracle- und Prognoseplattformen über Cryptojacking, transparenten Lieferketten, Base of the Pyramid (BoP) Unternehmertum bis hin zu Job Plattformen. Er legte dar, wie die klassischen Moraltheorien, Deontologie, Utilitarismus, Tugendethik und Vertragstheorie, diese Blockchain Anwendungen bewerten. So sind sie sich darüber einig, dass dezentrale Oracle- und Prognoseplattformen und Cryptojacking, um zwei Beispiele zu nennen, moralisch inakzeptabel sind. Die Anwendung von Blockchains im Hinblick auf transparente Lieferketten oder BoP Unternehmertum wird von allen Theorien willkommen geheißen. Besonders interessant sind indes ambivalente Fälle, bei denen die Theorien zu unterschiedlichen Einschätzungen kommen: Wie ist es beispielsweise zu bewerten, dass durch die Dezentralisierung und Depersonalisierung von Blockchains kein Individuum oder keine Institution mehr gegeben ist, dem bzw. der man vertrauen kann, auch wenn man dem Outcome von einer Blockchain vertrauen mag? Löst dieses Vertrauen ohne Vertrauen („trustless trust“) ein grundlegendes Problem oder generiert es neue? Sind Job-Plattformen, die sich ausschließlich auf die fachlichen Qualifikationen von BewerberInnen konzentrieren, einer persönlichen Personalauswahl wirklich vorzuziehen? Gemeinsam mit den DoktorandInnen wurden insbesondere diese ambivalenten Fälle diskutiert. Es wurde auch thematisiert, ob und wie die Gesellschaft Lösungen für ambivalente Fälle finden kann und ob und wie sich hierfür auch globale Regelsysteme herausbilden.

Der Besuch von Prof. Dierksmeier, der bis Sommer 2018 Direktor des Weltethos-Instituts war, fand im Zuge der Kooperation zwischen dem Doktorandenkolleg und dem Weltethos-Institut statt.