Am 10. Oktober 2019 diskutierten Prof. Huber und Prof. Pies über Chancen und Grenzen der Individualethik und Ordnungsethik im Zuge der Inaugurationsfeier des Doktorandenkollegs.
Am 10. Oktober 2019 fand die diesjährige Inaugurations- und Graduierungsfeier des Doktorandenkollegs „Ethik und gute Unternehmensführung“ statt, zu der Dr. Martin von Broock, Vorsitzender des WZGE Vereinsvorstands, begrüßte. Im Zuge dieser Feier waren Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Huber, Bischof i.R., ehemaliger Ratsvorsitzender der EKD und Kuratoriumsmitglied des WZGE, sowie Prof. Dr. Ingo Pies, Lehrstuhl für Wirtschaftsethik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, betreuender Professor des Doktorandenkollegs und Mitglied des WZGE, eingeladen zum Thema „Individualethik trifft auf Ordnungsethik: ein Streitgespräch?“ zu diskutieren. PD Dr. Lisa Schmalzried, akademische Leiterin des Kollegs, moderierte die Diskussion. Huber argumentiere, dass bei vielen Fragestellungen eine individualethische Perspektive, ebenso wie eine professionsethische oder eine institutionsethische Perspektive eingenommen werden kann und auch sollte. Die Individualethik fragt nach der Verantwortung des Einzelnen, eine Professionsethik formuliert die moralischen Standards einer Berufsgruppe, die Institutionsethik konzentriert sich auf moralische Fragen aus Sicht von Institutionen und Unternehmen. Im Gegensatz dazu argumentierte Pies, dass manche Fragestellungen nur aus einer ordnungsethischen Sicht zu beantworten sind. Die Ordnungsethik fragt nach den Rahmenbedingungen, die moralisches Verhalten des Einzelnen ermöglichen und erleichtern und nichtintendierte negative Nebenwirkungen unterbinden. Gibt man auf eine eigentlich ordnungsethische Fragestellung eine individualethische Antwort, macht man sich nicht nur eines Denkfehlers schuldig, sondern überfordert hiermit auch das Individuum, so Pies.
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion stellt Henrike Heierberg, Koordinatorin des Kollegs, das Kolleg vor, ehe die diesjährigen AbsolventInnen aus dem Doktorandenkolleg verabschiedet wurden. Elena Hunzinger, Simon Piest, Rebecca Ruehle und Andani Thakhathi haben ihre dreijährige Mitgliedschaft im Kolleg erfolgreich abgeschlossen und stehen kurz vor der Abgabe bzw. Verteidigung ihrer Dissertationen. Im Anschluss hieran wurde der sechste Jahrgang ins Kolleg aufgenommen: Moritz Appels, Christian Kroll, Hanna Schmidt, Hannah Schragmann, Felix Wittke und Jacqueline Zimmermann. Mit der Aufnahme des sechsten Jahrgangs promovieren momentan 17 DoktorandInnen aus fünf unterschiedlichen Ländern im Kolleg.
Nach einem Abschlusswort von Prof. Dr. Dr. h.c. Klaus Michael Leisinger, Präsident des Stiftungsrat „Stiftung Globale Werte Allianz“ und Beiratsvorsitzender des Doktorandenkollegs klang der Abend mit einem Stehempfang und der Möglichkeit zu einem weiteren Austausch aus.