Wie nehmen Beschäftigte die Transformation in Zeiten anhaltender Krisen, wirtschaftlicher Stagnation und Regierungswechsel wahr? Mit Förderung der E.ON Stiftung zeigen wir Trendverläufe.
Wie schauen die Menschen als Beschäftigte auf den klimaneutralen Umbau der Industrie? In welchem Maße haben sich Akzeptanz und Erwartungen durch internationale Konflikte, wirtschaftliche Stagnation und das Aus der Ampel-Koalition verändert? WZGE und E.ON Stiftung haben ihre repräsentative Befragung aus den Jahren 2022 und 2024 fortgeführt und im Februar 2025 neue Daten erhoben. Durch diese Wiederholungsbefragung in mehreren Dimensionen (Präferenzen, Erwartungen, Bereitschaft, Akzeptanzfaktoren) können wir Trendverläufe aufzeigen und damit stabilere Aussagen treffen.
Unsere Kernergebnisse:
(1) Trotz vieler Krisen möchte die große Mehrheit (80%) der Menschen nicht, dass der klimaneutrale Industrieumbau ausgebremst wird. Fast die Hälfte (49%) wünscht sich sogar mehr Geschwindigkeit.
(2) Klare Erwartungen an die neue Bundesregierung: Mehr Anreize anstatt weniger Ambition. Die Top-3-Prioritäten lauten „Bürokratie abbauen“ (56%), „klimafreundliche Technologien fördern (43%)“ und „Energiepreise für die Industrie senken“ (37%). Nur 5% würden dagegen die Klimaziele verschieben.
(3) Die Menschen schauen mehr auf wirtschaftliche und weniger auf ökologische Nachhaltigkeit. „Soziale Ungleichheit verringern“ bleibt wichtigstes Thema. Der Trend seit 2022 zeigt aber: „Wettbewerbsfähigkeit erhalten“ und „Arbeitsplätze sichern“ haben am meisten zugelegt, während „Klimaschutzziele erreichen“ am meisten verloren hat.
(4) Mit Blick auf die eigene Beschäftigungssituation überwiegen Optimisten weiterhin die Skeptiker. 36% sehen für die eigene Beschäftigungssituation positive Effekte, 18% negative Effekte. Die relative Mehrheit (46%) bewerten die Aussichten indes neutral.
(5) Die Menschen sind weiterhin mehrheitlich veränderungsbereit: 44% geben eine hohe persönliche Bereitschaft an, zum klimaneutralen Industrieumbau beizutragen, 21% eine geringe Bereitschaft und 36% positionieren sich neutral.
(6) Entscheidend für die Akzeptanz des Industrieumbaus: Jobperspektive, Fairness und soziale Teilhabe:
- Jobperspektive: Von den Menschen, die eher negativ auf die eigene Beschäftigungssituation blicken, zeigen 59% eine geringe und 15% eine hohe Veränderungsbereitschaft. Von denen, die eher positiv auf die eigene Beschäftigungssituation blicken, zeigen 3% eine geringe und 74% eine hohe Veränderungsbereitschaft.
> Umso wichtiger ist es, positive Zusammenhänge zwischen Klimaneutralität und Beschäftigungsperspektiven herauszustellen und einem „Entweder-oder“ entgegenzutreten. - Fairness: Zwar sind die Menschen mehrheitlich selbst veränderungsbereit – aber nur 18% glauben, dass auch andere Menschen in hohem Maße zu Beiträgen bereit sind, 38% gehen von einer geringen Bereitschaft aus und 44% positionieren sich neutral. Im Vergleich zu 2023 wächst die Skepsis.
> Umso entscheidender ist mehr Transparenz über die faire Verteilung von Chancen und Lasten des Industrieumbaus. - Soziale Teilhabe: Seit 2022 nimmt die Skepsis am unteren Ende der sozialen Leiter stetig zu: 32% erwarten negative persönliche Auswirkungen, 25% positive Auswirkungen. Dagegen sind am oberen Ende die negativen Erwartungen nur marginal auf 14% gestiegen, während positive Erwartungen bei 52% stabil bleiben.
> Umso mehr sind sozial schwächere Gruppen bei Veränderungszumutungen frühzeitig und direkt zu adressieren.
Die vollständige Studie mit allen Ergebnissen und Handlungsempfehlungen hier zum Download.
Zur Befragung: Das WZGE hat in Zusammenarbeit und mit Förderung der E.ON Stiftung die Studie im Rahmen des Projekts Fortschritt vorantreiben –Vertrauen in Dekarbonisierung und Digitalisierung fördern durchgeführt. In Kooperation mit infas quo wurden im November 2022, Februar 2024 und Februar 2025 um den Termin der Bundestagswahl jeweils mehr als 2.000 aktuelle und zukünftige Beschäftigte online befragt. Repräsentativ im Zielsegment Alter, Geschlecht und Bundesland (RIM-EFF.: 0.95).
Kontakt:
Sabine Wellnitz | Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik e.V.
Medienberichterstattung / Pressemeldungen (Auswahl):