Auf dem Weg zur klimaneutralen Industrie: Wie gelingt der faire Umbau?

Vorstellung am 13.6. in Berlin: Neue WZGE-Studie liefert Orientierungen auf Basis repräsentativer Befragungsdaten und qualitativer Interviews führender Unternehmen.

>>> Zum Download der Studie "Klimaneutrale Industrie: Orientierungen für eine faire Transformation" <<<

Die Faktenlage bleibt eindeutig: Wir müssen den klimaneutralen Industrieumbau beschleunigen, wenn wir die Risiken der Erderwärmung begrenzen wollen. Allerdings setzen geopolitische Konflikte und konjunkturelle Einbrüche die Wirtschaft zunehmend unter Druck.

Wie beeinflussen diese Entwicklungen die Erwartungen und Ansprüche in der Gesellschaft? Mit Förderung der E.ON Stiftung haben wir in zwei repräsentativen Befragungen ermittelt, wie Menschen aus ihrer individuellen Beschäftigungsperspektive auf den klimaneutralen Umbau der Industrie blicken. Die Daten wurden im Herbst 2022 sowie Frühjahr 2024 erhoben. Auf Basis der Ergebnisse haben wir qualitative Interviews mit Unternehmen unterschiedlicher Branchen, Größen und Traditionen geführt und gefragt: Wie begegnen sie den ermittelten Erwartungen?

Aus beiden Perspektiven leiten wir Orientierungen für die faire Zusammenarbeit im klimaneutralen Industrieumbau ab – von Führungen und Belegschaften, innerhalb und zwischen Wirtschaft, Politik und Bürger*innen.

Einige Kernergebnisse:

(1) Noch immer wollen die Menschen mehrheitlich einen raschen oder rascheren klimaneutralen Industrieumbau in Deutschland. Aber: Die Zustimmung hat abgenommen.

(2) Nach wie vor überwiegen die Menschen mit hoher Veränderungsbereitschaft klar jene mit geringer Veränderungsbereitschaft. Aber: Auch die Veränderungsbereitschaft ist rückläufig.

(3) Die Auswirkungen des Industrieumbaus auf den Wirtschaftsstandort schätzt jeweils rund ein Drittel der Menschen positiv, negativ und neutral ein.

(4) Drei miteinander verbundene Faktoren bleiben entscheidend für Akzeptanz und Veränderungsbereitschaft:

  • Menschen unterstützen einen rascheren Industrieumbau, wenn sie für sich selbst eine positive Beschäftigungsperspektive erkennen. Sowohl bei der persönlichen als auch der allgemeinen Beschäftigungsperspektive hat die Zahl der Skeptiker*innen zugenommen.
  • Die Menschen schreiben weiterhin mehrheitlich sich selbst eine hohe, aber anderen eine geringe Veränderungsbereitschaft zu. Daher bleibt Fairness – verstanden als gegenseitige Anstrengungen – wesentliche Erfolgsvoraussetzung für den Industrieumbau.
  • Inzwischen priorisieren Menschen das Thema „Soziale Ungleichheit verringern“ vor „Klimaschutzziele erreichen“. Sie signalisieren damit: Der klimaneutrale Industrieumbau lässt sich nur gemeinsam bewältigen. Und bewerten in diesem Zusammenhang auch ökonomische Voraussetzungen (Wettbewerbsfähigkeit sichern) höher.

(5) Bei allen drei Faktoren offenbart die Studie Polarisierungstendenzen: Menschen, die sich ökonomisch, sozial und kulturell am unteren Ende der gesellschaftlichen Hierarchie einordnen, sind deutlich skeptischer mit Blick auf die eigene Beschäftigungsperspektive, die Veränderungsbereitschaft anderer, den sozialen Zusammenhalt und die Folgen für den Wirtschaftsstandort.

(6) Für den Erhalt der Zustimmung zum klimaneutralen Industrieumbau bedeutet dies:

  • In der allgemeinen Debatte muss das Thema „Positive Beschäftigungsperspektiven“ stärker adressiert werden. Denn: Über alle sozialen Gruppen ist die Aussicht auf Teilhabe an der „neuen“ klimaneutralen Industrie die entscheidende Voraussetzung für Mitgestaltung und Veränderung.
  • Die Erwartungen an Fairness und Gegenseitigkeit richten sich vor allem an Branchen und Unternehmen. Denn gerade im unmittelbaren Arbeitsumfeld lässt sich der Umgang mit positiven und negativen Effekten des Industrieumbaus nachvollziehen und bewerten.
  • Grundsätzlich gilt: Vor allem die sozial schwächeren, vulnerablen Gruppen müssen durch geeignete Maßnahmen besser einbezogen und gewonnen werden. Denn ohne hinreichenden sozialen Zusammenhalt wird keine gemeinschaftliche Veränderung möglich sein.

Mehr dazu und zu den Anhaltspunkten für Unternehmen in unserer Studie.

Vorstellung der Studie als Live Mitschnitt:

 

 

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